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Klasse(n)-Tag Kaffee-Ernte

Vor unserem Haus - also vor Ingrids Haus - steht ein Kaffee-Busch (oder eher schon Bäumchen). Direkt an der Grenze zu unseren komischen Nachbarn, so ganz unauffällig unter dem großen Baum verborgen, der jetzt so kurz vor Ende doch noch ein Baumhaus bekommen soll. Lange Zeit wusste ich nicht so genau, dass er überhaupt da ist, also der Kaffee-Busch-Baum. Ingrid hat wohl mal erwähnt, dass er da steht, und ich weiß gar nicht, was eigentlich im letzten Jahr mit den Kaffee-Früchten passiert ist. Doch in diesem Jahr ist er plötzlich präsent und lacht mich jeden Tag an, als wollte er rufen: "Ernte mich!"

 

Schon seit Weihnachten warten wir darauf, dass die Früchte reif werden. Sie verweigern sich jedoch wochenlang und bleiben stur und grün. Immer wieder sprechen wir davon, dass wir mit Ingrid eines Tages gemeinsam Kaffee ernten und rösten werden - und jetzt plötzlich, kurz vor den Osterferien, wo wir zwei Wochen lang nicht da sein werden - jetzt plötzlich sind sie rot und müssen runter. Nach Rücksprache mit Ingrid beschließe ich, meine Schüler zur Kaffee-Ernte einzuladen. Ich schreibe eine "persönliche" Einladung und bekomme erst nur sehr zögerliche Rückmeldung. Und auf einmal wollen doch so viele mitmachen. Ich backe also Cookies, richte einen Obstteller, organisiere Getränke und dann gehts los.

 

Um halb 5 sind 10 meiner Schüler und einige Eltern eingetrudelt, der erste "live"-Kontakt ist kurz komisch, dann aber sehr herzlich. Die Kinder sind begeistert, das Haus zu sehen, in dem ich wohne. Und vor allem die Küche hat es ihnen angetan, denn "die kenn ich, da kochst du immer mit uns!" Ich verteile Schüsselchen, zeige den Kindern kurz, worum es geht und bald stehen alle um den Kaffee-Strauch herum und pflücken. Wem es da zu eng wird, setzt sich an den langen Tisch vor unserem Haus und fängt an, die Bohnen aus den Früchten zu holen. Die Techniken sind sehr unterschiedlich. Johan und Emil zum Beispiel hämmern mit ihren Fäusten in ihrem Sammelbecher herum und zerquetschen so vehement die Früchte. Dann müssen sie die Bohnen nur noch heraussammeln. Chiara wählt die damenhaftere Variante und legt immer zwei Früchte vor sich auf den Tisch. Mit beiden Handballen drückt sie vorsichtig und klaubt dann die Bohnen heraus. Emis Mutter nutzt ihre langen Fingernägel, um die Früchte aufzupulen. Doch ich stelle fest, dass die Quetsch-Variante bei den reifen Früchten am Besten funktioniert, auch wenn mir so die ein oder andere Bohne davonflutscht.

 

Nach kurzer Zeit kleben alle Finger ganz fürchterlich, die ersten Kinder gehen Hände waschen und machen dann mal Pause, die bis zum Abholen andauert. Zurück bei der Arbeit bleiben einige Mamas, Ingrid und ich. Wir führen nette Kennenlern-Gespräche, während die Kinder auf dem Trampolin und auf dem Fußballfeld ihre Klassen-Kameraden genießen.

 

Es ist ein total toller Nachmittag, den alle sehr genossen haben. Erst bei solchen Gelegenheiten merken wir trotz aller Gewohnheit wieder einmal, was uns so fehlt. Ich habe fest vor, solche Nachmittage noch öfters zu veranstalten und mir und den Kinder die Möglichkeit zu geben, einander zu genießen.

 

Ach ja, und die Kaffee-Bohnen baden jetzt 36 Stunden lang in Wasser, um den Glitsche-Schleim abzuwaschen. Anschließend müssen sie mindestens 5 Tage lang an der Sonne trocknen. Und dann kann nach den Osterferien die nächste Klasse(n)-Aktion starten, wenn die kleinen und feinen Häutchen runter müssen, bevor der Kaffee geröstet werden kann - und dann ist sie fertig, die Kirmse-Oberg-Marke!

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