Apfelernte im Juni, das geht ja noch - ist eben eine frühe Sorte! Aber Brombeeren im April? Da stimmt doch was nicht? Wie ist denn das hier eigentlich mit den Jahreszeiten?
In der Regel herrscht in Mexiko von November bis Mai die Trockenzeit und von April bis Oktober die Regenzeit. Das ist hier die hauptsächliche Unterscheidung. Nachdem es zum Martinsumzug im letzten Jahr das letzte Mal geregnet hat (das darf es eigentlich schon gar nicht mehr!), hätte es auch schon wieder im April anfangen müssen zu regnen. Opa Dieter ist Zeuge, dass es das nicht getan hat - wir sind zwar einmal ein bisschen nass geworden auf einem Stadtspaziergang durch Puebla, aber das war's dann auch schon im April. Seit Ende Mai regnet es jetzt wieder ab und zu, zur Zeit wieder öfters (wie jetzt gerade auch) und entsprechend schön grün sieht es jetzt bei uns im Garten wieder aus. Zum Glück regnet es meist erst Nachmittags oder dann Nachts, vormittags scheint trotzdem fast immer die Sonne.
Puebla liegt auf 2.300 Metern und hat etwa eine Durchschnittstemperatur von 15 Grad im Jahr. Das klingt gar nicht so schlecht, oder? Wenn die Sonne scheint erreichen wir hier jeden Tag an die 30°, durch die trockene Luft erscheint es aber nicht so heiß. Man kann gut in langer Hose und T-Shirt unterwegs sein, genauso gut aber auch im Sommerkleid. Doch sobald sich die Sonne hinter den Wolken versteckt, wird es merklich kühler. Gestern war glaube ich der erste Tag, wo es die ganze Zeit bewölkt war, und so hatten wir nur um die 22°. Auch immer noch okay.
Dagegen haben wir im Januar und Februar ganz schön gefroren, die Häuser sind nicht isoliert und Heizung gibt es keine, also wird es drinnen nie warm und ist fast noch kälter als draußen! Zum Glück haben wir ein Holzöfchen für das gemütliche Zusammensitzen am Abend, und einen Gasheizer, der neben Markus Arbeitsplatz steht und ihn vor dem Festfrieren bewahrt.
Während die Temperaturen also einigermaßen in unser deutsches Feeling passen - im Winter kalt und im Sommer warm, bringt es mich völlig durcheinander, im April schon Brombeeren zu ernten! Und tatsächlich musste ich bei der einheimischen Bevölkerung nachfragen, wann ich denn die Äpfel ernten kann - ein bisschen peinlich, in Deutschland weiß ich das natürlich!
Heute war es dann soweit, schon hatten sich die Vögel (vor allem die großen schwarzen Palmendiebe) über einige Äpfel hergemacht, also habe ich beschlossen, dass wir sie runterholen. Der Apfelpflücker lässt sich echt weit ausziehen, und an einige Stellen kam Niklas dann vom Balkon aus noch ran. Eine schöne Ernte jedenfalls, und lecker, fest und sauer, genauso wie ich sie mag!
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