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Wassermangel

"Wasser ist weg!", so war die Nachricht schon am Donnerstag, als Markus und Bastian vom Laufen kamen und gerade in die Dusche wollten. Aus den Wasserhähnen im Haus kam nur noch heiße Luft und Geblubber. Ein Blick in die Zisterne zeigte uns: ziemlich leer...

 

Dazu muss man wissen, dass hier in Mexiko jedes Haus eine Zisterne hat, in der aber kein Regenwasser gesammelt wird, wie ihr nun vermutet. Denn wir hatten ja praktisch seit November letzten Jahres keinen Regen mehr. So groß kann also keine Zisterne sein, umso viel Wasser zu sammeln, dass das ein halbes Jahr hält, da bräuchte man schon seinen eigenen Stausee! Nein, hier speichert die Zisterne das Wasser, das dreimal die Woche von der Straße her eingelassen wird. Die Leitungen hier haben also keineswegs wie in Deutschland direkten und unbegrenzten Zugang zum Wasserreservoir. Nein, ab und an wird der Hahn von der Wasserverwaltungsstelle aufgedreht, dann läuft die Zisterne voll und das muss dann reichen bis zum nächsten Mal. Nun haben wir ja tatsächlich auch ein bisschen mehr Wasser gebraucht als normalerweise: 7 Leute im Haus, die sich ab und zu mal waschen, die Waschmaschine läuft häufiger, es gibt mehr Geschirr zu spülen und durch Corona sollten auch die Hände häufiger gewaschen werden. Wenn man es nun gewohnt ist, beim Einseifen das Wasser nicht abzudrehen, dann läuft bei zwei "Happy Birthdays" ganz schön viel Wasser durch! Außerdem wässern wir ja nun täglich unseren künftigen Fussball-Rasen nebenan und die Gemüsebeete nebst allen Anpflanzungen. Nun, lange Rede kurzer Sinn, Wasser war fast aus.

 

Anruf bei der Hausbesitzerin, die tätigt einen Anruf beim zuständigen Wasseramt und die drehen uns den Hahn auf. Wasser tröpfelt ein bisschen für eine Weile nach, das wars. Kurz läufts wieder, dann ist erneut Schluss. Der "Haustechniker" kommt und stellt fest, dass die Pumpe kaputt ist, die das Wasser ins Haus bringt. Der Fühler, der die Pumpe abstellt, wenn nicht genug Wasser da ist, war ab und so ist die Pumpe heißgelaufen und durchgeschmort. Er zieht los, eine neue Pumpe kaufen, um die einzubauen. Wasser ist aber immer noch keins da. Wir stellen uns also an die Zisterne und füllen erst mal alle vorhandenen Eimer und Behälter nach der alten Zieh-Brunnen-Methode. An diesem Abend gibt es Dusche mit dem Joghurtbecher, Händewaschen aus dem Waschtrog - wie in alten Zeiten, und Abspülen im Eimer.

 

Freitag morgen, immer noch kein Wasser. Das Wasseramt verspricht, Freitag oder Samstag auf eigene Kosten einen Tankwagen vorbeizuschicken, der die Zisterne füllen soll. Wir leben weiter aus Eimern, Wannen und Bechern - und lernen so Wasser sparen! Die Waschmaschine hat Zwangsurlaub. Inzwischen ist die neue Pumpe drin, das hilft uns leider aber auch nicht, ohne Wasser in der Zisterne. Die Hoffnung, dass der 200-Liter-Solartank auf dem Dach noch Wasser hätte, zerschlägt sich, als der Haustechniker uns erklärt, dass der Tank automatisch angezapft wird, wenn sonst kein Wasser mehr da ist. Schlaue Idee, dieses Wasser haben wir aber leider schon am Donnerstag genutzt, als es plötzlich aus allen Leitungen heiß kam.

 

Samstag morgen ist immer noch kein Wasser da! Das Wasseramt meldet, dass kein Tankwagen kommt, weil die Zulieferung aus der Strasse theoretisch funktioniert. Nur hilft uns theoretisch nicht. Wir beschließen also, auf unsere Kosten einen Tankwagen zu bestellen. Der kommt um die Mittagszeit und bringt uns erst mal wieder 10 000 Liter Wasser. Das sollte reichen, bis klar ist, woran das Problem liegt.

 

Eine interessante Erfahrung für die Kinder, dass Wasser nicht immer zur Verfügung steht und man schon drauf achten muss, wieviel man da so verbraucht. Mirjam duscht gerne lange, Bastian spült immer unter fließendem Wasser und für uns alle ist es wieder mal ein Bewusstmachen, dass nicht alles auf der Welt selbstverständlich ist. Wir sparen hier auch an Papier, Tesafilm, Klarsichthüllen und vielen anderen Dingen, die hier in Mexiko nicht so selbstverständlich sind. Hoffentlich bleibt das Bewusstsein auch noch, wenn wir wieder zurück in der Überfluss-Gesellschaft Deutschland sind!

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