· 

Gehaltskürzungen am Colegio

Nun spüren wir die Auswirkungen der Corona-Krise auch am Colegio Humboldt. Im letzten Monat haben nur 32% der Eltern ihre Schulgebühren bezahlt, obwohl die Schule einen Nachlass von 15% gewährt hat. Jetzt scheinen schon nicht mehr genug Rücklagen dazusein, so dass wir am Montag einen Brief von der Gewerkschaft bekamen:

 

"Insbesondere im schulischen Bereich gibt es Bildungseinrichtungen, deren Lehrerschaft gravierende Folgen dieser Pandemie im finanziellen Bereich hinnehmen musste, nämlich Gehaltskürzungen, Vertragsbeendigungen oder die zeitweise Aussetzung der Gehaltsauszahlungen. Im Vergleich zu diesen Schulen ist unsere Situation bisher anders, insofern, dass wir das volle Gehalt für den Monat April im Voraus erhalten haben.

Leider war es trotz der angebotetenen Erleichterungen für viele Eltern schwierig, das Schulgeld zu begleichen. Die erhobenen Zahlen zeigen, dass weniger als 40% der Eltern das Schulgeld für den Monat April bezahlt haben.

Nach reiflichen Überlegungen zu unserer Situation und als Antwort auf die Bitte um Unterstützung seitens der Verwaltung der Schule hat die Einheitsgewerkschaft der akademischen, administrativen und dienstleistenden Mitarbeiter der Humboldt-Schule Puebla (SUNTAACH) vorgeschlagen, die Sonderzahlung im Mai einmalig um 50% zu kürzen, um zu erreichen, dass die Gehälter weiterhin voll ausgezahlt werden. Allerdings wurde unser Angebot als nicht weitreichend genug betrachtet angesichts der Umstände, in denen sich unsere Schule befindet, weshalb beschlossen wurde, dass unser Gehalt im Monat Mai um 15% gekürzt wird, wobei dieser Abzug von den elektronischen Einkaufsgutscheinen erfolgt; dies zusätzlich zur kompletten Streichung der Sonderzahlung im Mai."

 

Diese Information führte selbstverständlich zu großer Aufregung im Kollegium. Das Gehalt der Ortslehrkräfte hier ist nicht besonders üppig. 18,557 Pesos monatlich, das sind normalerweise schon nur 900€ für eine Lehrerstelle, mit dem schlechten Wechselkurs jetzt umgerechnet nur noch 680€.

 

Sehr unschön war zudem, dass der Vorstand den Eltern schon drei Tage vorher in einem Brief mitteilte: "... Aus diesem Grund und um die notwendigen Bedingungen zu schaffen, die uns allenStabilität in dieser schwierigen Situation ermöglichen, haben wir verschiedene Maßnahmen ergriffen, um die Betriebskosten zu senken und zu optimieren. Ebenso haben wir mit unserer Belegschaft eine Vereinbarung getroffen, zu welcher diese sich bewusst bereit erklärt hat, um somit zur Nachhaltigkeit unseres Betriebs beizutragen."

 

Denn die Gewerkschaft wurde wohl informiert, aber keineswegs war sie mit der Kürzung einverstanden, also hat sich keiner von uns bewusst bereit erklärt, auf einen Teil seines Gehaltes zu verzichten!

 

Das Fass zum Überlaufen brachte dann ein Folgebrief des Vorstands, in dem der Vorsitzende schreibt: "Aus diesem Grund wird Ihnen im Mai lediglich ein Lohn in Höhe von 85 % des eigentlichen Gehalts ausgezahlt. Dies ist mit der verkürzten Arbeitszeit vereinbar."

 

Nachdem seit der Schulschließung aber der Großteil der Lehrerschaft eher mehr als weniger arbeitet, mussten wir nun aktiv werden.

Wir haben uns in einer Kleingruppe zusammengesetzt (natürlich nur per Video-Konferenz) und einen Brief an den Vorstand entworfen, in dem wir ihm aufgezeigt haben, wie unsere Mehrarbeit zur Zeit aussieht und dass wir diese Vorgehensweise so nicht hinnehmen können. Leider herrscht im Kollegium große Angst, dass unangenehme Briefe zu Kündigungen führen könnten. Doch wir hoffen mal, dass die Anonymität der Masse dazu beitragen kann, dass ein großer Teil des Kollegiums unterschreiben wird.

 

Und dann erwarten wir gespannt die Reaktion des Vorstandes. Denn bei einer einmaligen Kürzung des Gehalts wird es wohl nicht bleiben, denn der Vorsitzende hat seinen letzten Brief beendet mit der Anmerkung: "Wir bitten Sie um Ihre Unterstützung und Ihr Verständnis und möchten Sie ebenfalls dazu auffordern, die Folgemaßnahmen zur gegenwärtigen Situation im Juni aufmerksam zu verfolgen. Denn noch wissen wir nicht, wie das Ergebnis dieser Maßnahmen in der Buchhaltung aussehen wird."

Kommentar schreiben

Kommentare: 0