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Ausflug nach Chignahuapan

Wir sind eingeladen, einen Freund von Ingrid auf seinem Rancho zu besuchen. Der Anlass ist vor allem eine Riesenrutsche, die er auf seinem Rancho gebaut hat und die Kinder wollen sie ausprobieren.

 

Es ist Sonntag früh und alle die mitfahren wollen treffen sich bei uns. Wir laden Ingrids und mein Auto voll, es ist Familie von Ingrid dabei und Freunde aus dem Chor und Kollegen von der Schule. Zwei Stunden Fahrt stehen uns bevor - das ist hier in Mexico so als würde man schnell mal zum Kaffee trinken ins nächste Dorf fahren. Die Fahrt führt uns immer Richtung Norden bis nach Chignahuapan. Nachdem wir schon fast da sind, Ingrids Freund Jaime aber gerade erst in Puebla weggefahren ist, wollen wir Mittagspause auf dem Markt machen. Noch beim Reinfahren ins Dorf denke ich mir, wie trostlos das hier ist. Doch dann kommen wir in den Dorfkern und plötzlich erwartet uns ein süßes Pueblo Magico mit einer riesigen Basilika und lauter Geschäften, in denen man Weihnachtskugeln kaufen kann.

 

Doch erst einmal stillen wir den Mittagshunger auf dem Markt, es gibt die traditionellen Tlacoyos, mit Kichererbsen, Kartoffeln oder Bohnen gefüllte flache Maisknödelchen, die uns allen gut schmecken. Anschließend wandern wir durch das Städtchen zur Basilika, in der uns mit 12 Metern Höhe die größte Marienstatue Lateinamerikas erwartet. Es ist gerade Gottesdienst und das Gotteshaus ist voll mit singenden Menschen, die zu fröhlicher Musik das Lob Gottes verkündet. Wie sehr unterscheidet sich das von den Gottesdiensten die wir aus Deutschland kennen... Der Rückweg zum Auto führt uns an zahlreichen Lädchen vorbei, in denen man Weihnachtskugeln jeder Größe und Farbe und jeden Motivs kaufen kann.

 

Nun fahren wir schließlich zum Rancho, der gleich außerhalb der Stadt liegt. Ein großes weißes Tor öffnet sich für uns und dann darf Niklas das Steuer übernehmen. In Mexico können wir ihm mit 16 - und das ist schon in einem halben Jahr - einen Führerschein kaufen und dann darf er schon alleine Auto fahren! Niklas fährt uns über lange staubige Straßen durch sehr karge und braune und sehr mexikanische Steppe bis zum Haupthaus, das aber auch noch ein bisschen provisorisch ist. Die Sonne hat sich inzwischen hinter grauen Nebelschwaden versteckt und es ist eisig kalt geworden. Mütze und Handschuhe sind nicht übertrieben, und leider ist es im Haus nur geringfügig wärmer. Der große Ofen und das Grillfeuer darin helfen ein bisschen, doch sitzen alle warm eingemummelt da.

 

Gleich als erstes erkunden wir die Riesenrutsche, die sich hinter dem Haus den ganzen Berg hinaufschlängelt. Fast oben angekommen fasst Linda in eine schwarze Raupe, die damit nicht einverstanden ist und ihre Haare und wohl auch ein bisschen Gift in Lindas Fingerchen zurücklässt. Großes Geschrei ist die Folge, doch es gelingt mir, sie zu beruhigen. Wieder zurück im Haus nimmt sich Niklas seiner kleinen Schwester an und zieht ihr geduldig die Härchen wieder heraus. Nach Händewaschen und einer Trostgeschichte ist alles wieder in Ordnung und wir können die Raupe (die wir für alle Fälle mal in Gewahrsam genommen haben) wieder auf freien Fuß setzen. Die Rutsche insgesamt ist ein bisschen enttäuschend, trotz Kartoffelsäcken unter dem Hintern ist das Rutscherlebnis nur gering.

 

Jetzt werden wir kulinarisch verwöhnt mit Quesadillas, gegrilltem Fleisch, Tortillas, Salat, Mangocreme und Kuchen. Auch Essen hilft ein bisschen gegen die Kälte. Niklas begleitet mich auf einen Verdauungsspaziergang, als der See aus dem Nebel auftaucht. Und die Mädels überreden Jaime, mit ihnen ins Dorf zu fahren und seinen Quad zu holen, mit dem die Kinder dann schon bei Dunkelheit noch ein bisschen übers Gelände heizen dürfen - ganz verantwortungsbewusst Niklas am Steuer, Mirjam und Louisa (ihre beste Freundin), manchmal auch Linda, hinter sich.

Erst um 10 kommen wir abends nach Hause und fallen alle erfüllt von dem schönen Ausflug ins Bett. Zum Glück können wir morgen ausschlafen, obwohl Montag ist, denn die Schule fällt aus und alle Frauen sollen zu Hause bleiben! Hurra!

 

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