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Nationalfeiertag Mexiko

Am 15. September wird in Mexiko die Unabhängigkeit gefeiert. Man besinnt sich zurück an den 16. September 1810, als der Priester Miguel Hidalgo zum bewaffneten Widerstand gegen die spanische Kolonialherrschaft aufrief. „Viva Mexico! Viva la independencia!“ „Es lebe Mexiko! Es lebe die Unabhängigkeit!“ soll er der versammelten Menge im kleinen Städtchen Dolores im Bundesstaat Guanajuato zugerufen haben, was heute als „Grito de Dolores“ (Ruf oder Schrei von Dolores) bekannt ist. Nachts um 23:00 steht auf jedem Zócalo (Stadtplatz) der Bürgermeister und ruft „Viva Mexico!“ woraufhin die begeisterte Menge antwortet: „Viva!“. Danach beginnt die große Party. Klar, dass am nächsten Tag frei sein muss, sonst könnte man ja nicht gescheit feiern.

Wir hatten also letztes Wochenende ein langes Wochenende, denn zu unserem Glück fiel der 15. auf den Sonntag und so war also am Montag schulfrei. Schon Tage vorher konnten wir uns vor lauter Feiern nicht mehr retten. (Auf dem Werbevideo der deutschen Schule in Puebla sitzen zwei deutsche Lehrer, die über die Schule und die Mexikaner erzählen, und der eine sagt: „die Mexikaner feiern gern, und das tun wir auch!“) Donnerstag wurde im Lehrerkollegium gefeiert. Statt Konferenz gab es mexikanisches Essen. Und die Schulleitung hatte sich für dieses Jahr etwas ganz besonderes ausgedacht: zum mexikanischen Nationalfeiertag kochen die deutschen Kollegen mexikanisch für die Mexikaner. Im Gegenzug revanchieren sich dann die Mexikaner zum 3. Oktober mit von ihnen gekochten deutschen Essen. Eine nette Idee, die im Kollegium nicht auf Verständnis stieß. Verzweifelt fragten die Kollegen im Chat, was sie denn kochen könnten – mir unverständlich, denn die meisten sind ja schon mehrere Jahre da?

Nun, ich war in der günstigen Position, bei Ingrid zu wohnen. Und Ingrid ist Deutsche, doch hier in Mexiko geboren und also auch Mexikanerin. Ich habe sie also um Unterstützung gebeten, noch zwei Kolleginnen eingeladen und dann haben wir am Vortag zusammen gekocht. Mole mit Hühnchen auf Brötchen oder die vegetarische Variante mit Linsen, Käse und Avocado (Mole ist eine scharfe Soße aus mehrere Chili-Sorten und Schokolade). Am Donnerstag Nachmittag gab es in der Schule dann ein buntes Buffet mit mexikanischen Speisen – viel Fleisch, auch frisches Gemüse und Salat, natürlich Tacos und andere Dinge, die ich nicht zuordnen und benennen kann, doch alles sehr lecker. Einige Speisen muteten eher deutsch an als mexikanisch, aber egal. Zur Stimmungsaufheiterung kam eine Band – ich hab vergessen, wie die hier heißen – und machte mexikanische Musik. Die Grundschulleiterin legte ein Tänzchen hin und alle hatten gute Laune. Als ich dann um 16:30 am Gehen war, fing der Sportlehrer an zu singen – die Party war wohl noch lange nicht zu Ende!

Nächster Tag in der Schule, Freitag vor dem Feiertag... Alle Schüler und auch die meisten Lehrer kamen in den Farben des Landes grün, weiß, rot oder in traditioneller Kleidung. Wir Mädels aus der Familie haben uns die traditionell gestickten Blüschen auf dem Markt gekauft, um angemessen gekleidet zu sein. Außerdem haben sich Mirjam und Linda mit bunter Schminke die Wangen grün-weiß-rot gefärbt und hatten passend farbige Bänder im Haar. Das Bild auf dem Schulhof war wunderschön. Um 8:30 dann Acto Civico auf dem Schulhof. Alle Klassen waren versammelt und standen im großen Kreis, ein paar Schüler haben gesungen, dann wurde etwas über die Unabhängigkeit erzählt. Anschließend gab es Frühstück in den Klassen, bevor es wieder zum Unterricht überging. Auch im Kindergarten gab es ein Fest – ich hoffe für die Kleinen, dass der Acto Civico etwas kürzer war, als in der Schule!

Schließlich kam der Sonntag, der eigentliche Fest-Tag. Wir haben tagsüber einen Ausflug gemacht (à siehe Atlixco) und waren dann abends wieder zu Hause. Ingrid hatte uns abgeraten, mit den Kindern auf einen großen Zócalo zu gehen, also nach Cholula oder gar Puebla. Zu viele Leute! Und so habe ich die Mädels ins Bett gesteckt und bin kurz vor elf mit den Jungs noch losgezogen, um zu schauen, ob es auf dem kleinen Zócalo in Momoxpan (so heißt der Ortsteil hier) vielleicht auch den „Ruf“ gibt. Auf den Straßen war Party, es gab überall Essen und Feuerwerk – so wie bei uns an Silvester, nur wärmer. Auf dem Zócalo spielte im Festzelt eine Band, der Platz war mäßig gefüllt – doch einen Ruf gab es leider nicht. So sind wir nur kurz gebummelt und dann auch ins wohlverdiente Bett.

Danach habe ich gehört, dass man sich ganz gemütlich auf dem Sofa sitzen den Ruf des Präsidenten in Mexiko City im Fernsehen ansehen kann – also wenn ihr mögt, könnt ihr ja mal googeln...

 

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