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Auf den Spuren der Inka

Es ist zwar nicht Machu Pichu, aber nachdem vor 600 Jahren ein Reisen mit dem Flugzeug noch nicht möglich war, sind die Inka auch hier in Ecuador gelaufen. Und so gibt es den zweitberühmtesten Inka-Trail hier in der Nähe. Es war eine Handelsstraße, die von Quito durch die Berge bis nach Cuenca führte. Alle 30km gab es eine Übernachtungsstation - und sonst dazwischen Nichts, außer unberührter Natur, Bergen und Flüssen.

Der 3. Mai ist hier in Ecuador frei (der Tag der Arbeit wurde ans Wochenende angehängt) und wir haben wieder mal ein langes Wochenende, um zu reisen. So fahren wir Donnerstag Nachmittag mit dem Auto nach Ingapirca, denn dort wollen wir wieder ankommen. Dort steigen wir mit allem Gepäck in ein Taxi und fahren nach Achupallas, dem Ausgangspunkt für unsere Wanderung.

 

Nach einer Nacht in der einzigen Herberge Achupallas bei total lieben und netten Leuten und Verhandlungen mit dem "Touristenbüro" des Ortes packen wir am nächsten Tag unser Gepäck auf einen Esel und ein Maultier, Linda auf ein Pferd und ziehen mit dem Eselsführer und seinem kleinen Sohn los.

 

Der erste Tag führt von Achupallas aus gemächlich aber stetig 1000 Höhenmeter noch in die Berge hinein. Kurz nachdem wir das Dorf verlassen haben, gibt es nur noch uns und die Berge. Linda reitet fröhlich auf ihrem Pferdchen, als hätte sie ihr Leben lang nichts anderes gemacht. Die anderen Kinder marschieren tapfer mit ihren Tagesrucksäcken in die Berge hinein.

 

Erst als wir abends den angesteuerten Übernachtungsplatz unterhalb von "Tres Cruces" erreichen, kommen wir an unsere Grenzen. Der letzte Aufstieg wird zur Qual und wir merken die inzwischen 4000 Meter Höhe bei jedem Schritt. Leichte Kopfschmerzen quälen alle und es ist A-kalt! Schnell die Zelte aufgebaut, Suppe gekocht und ein Feuer zum Aufwärmen angezündet. Doch nichts hilft, die Füße bleiben kalt. Markus verordnet jedem 50 Hampelmänner vor dem Schlafengehen zum Aufwärmen, Linda wärmt ihre kalten Füßchen an meinem Bauch und so haben wir eine ruhige Nacht.

 

Als wir am nächsten Morgen aus dem Zelt kriechen, erwartet uns Rauhreif und eisige Kälte. Das Zusammenpacken und Frühstücken dauert viel zu lange und nichts hilft gegen die Kälte. Bis wir endlich aufbrechen weint Linda, weil ihr nicht mehr warm wird. So nehme ich sie an die Hand und wir gehen die ersten Hundert Meter zum Aufwärmen. Als uns das Pferdchen einholt ist ihr warm genug zum Aufsteigen und Reiten. Auch uns anderen wird nach und nach warm, nur der eisige Wind begleitet uns noch eine ganze Weile.

Gegen den kalten Wind hilft nur eines, so nah am Boden bleiben wie möglich. Das macht sich Mirjam zur Devise und bleibt einfach liegen...

 

Am zweiten Tag müssen wir erst einmal wieder einige 100 Meter aufsteigen. Dort erreichen wir eine Hochebene, die fast wüstenähnlich anmutet. Vor dort erblicken wir tief unten die Lagune, die das Ziel des zweiten Tages ist. Wir müssen erst einmal 600 Meter absteigen - und auch für Linda heißt es absteigen, denn der Pfad ist fürs Pferd und für uns zu steil.

Wir erreichen ein grünes Tal, durch das sich ein kleiner Fluss schlängelt. Diesem folgen wir geduldig, bis wir an eine verfallene Raststation der Inka kommen. Dort wollen wir gerne bleiben, doch es entsteht eine kleine Auseinandersetzung mit dem Führer. Der will unbedingt weiter und erfindet eine Ausrede nach der anderen: Es wäre nicht erlaubt, hier zu zelten... Hier gibt es nicht genug Futter für die Tiere... Schließlich stellt sich heraus, dass er am nächsten Tag so früh wie möglich wieder zurück will, denn er und sein Sohn müssen den ganzen weiten Weg mit den Tieren wieder zurückreiten.

 

Wir einigen uns schließlich, versprechen ihn für einen weiteren Tag zu entlohnen und ihn mit Essen für den Rückweg zu versorgen und bleiben schließlich in den Ruinen, die uns ein wenig vor dem ewig kalten Wind schützen.

Eine nahe Quelle versorgt uns mit Wasser und die Kinder bauen eine Staudamm, eine Brücke und pflücken Blumen, bis es dunkel wird. Diese Nacht ist nicht ganz so kalt wie die letzte und am nächsten Morgen versprechen Sonnenstrahlen einen schönen Tag. Leider falsch, es bewölkt sich wieder und fängt immer wieder das Nieseln an. Weniger schön, doch nach drei Stunden marschieren wir auch schon in St. José ein, unserer Endstation. Dort werden wir misstrauisch von den einheimischen Kinder beäugt, mit denen wir die restlichen Kekse teilen. Wir rufen ein Taxi, befreien die Tiere von ihrer Last und verabschieden uns von unseren Führern.

 

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