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Planet Azul

Jeden Monat halten wir eine Familienkonferenz, bei der jedes Familienmitglied sagen kann, wie es ihm gerade geht, was ihm an Ecuador gefällt und was nicht und was er sich wünscht. Ganz klar ist bei den Kindern: Dass es in Ecuador keine Freizeitparks gibt, ist echt total blöd! Der angeblich größte Freizeitpark Ecuadors am Fuße des Vulkans Pichincha in Quito ist ein Witz, und die Fahrgeschäfte in so einem Zustand, dass wir unseren Kindern keine Fahrt gestatten konnten.

Seit wir jedoch bei unserem Ausflug mit den Nachbarn nach Gualaceo am Planet Azul vorbeigekommen sind, schwärmt Bastian von diesem „Rutsch-Schwimmbad“ und hofft bei jedem Sonnenstrahl an einem freien Tag, dass wir diesem Bad einen Besuch abstatten. Übrigens hat unser Nachbar Paul das Schwimmbad „gebaut“, genauso wie unser Haus: er ist nämlich Architekt!

Heute ist es endlich soweit: Das Wetter passt und so machen wir uns am späten Vormittag auf den Weg. Da wir nun ein Auto haben, ist so ein kleiner Ausflug auch leichter zu gestalten. Wir haben Glück in jeder Hinsicht:

1) Da Recherche im Internet über Öffnungszeiten und Preise hier in Ecuador nicht sehr zuverlässig ist, fahren wir auf gut Glück los... Die Kinder rätseln die ganze Fahrt, ob das Schwimmbad wohl geöffnet hat. Als wir ankommen, stehen noch andere Autos auf dem Parkplatz und die Kasse ist geöffnet – Hurra!

2) In einem Anflug von Vorsicht habe ich nur $20 eingepackt und den ganzen Geldbeutel zu Hause gelassen. (Markus ist in Argentinien und ich muss auf vier Kinder und das Gepäck aufpassen...) Als wir beim Planet Azul ankommen, ist die Enttäuschung erst mal groß, denn der Eintritt für Erwachsene kostet $7 und für Kinder $5. Wir handeln für Linda einen freien Eintritt heraus, doch trotzdem macht das $22 für alle. Bastian zaubert aus seiner Hosentasche noch einen 5-Dollar-Schein hervor, den er mir unter der Hand zuschiebt. Hurra, wir können die Tickets kaufen!

3) Als wir durchs Tor ins Schwimmbad treten (ein Freibad!), fallen die ersten Regentropfen. Doch es ist nicht kalt, die Sonne kommt zeitweise heraus und der Regen verzieht sich wieder. Einem ungestörten Schwimmbaderlebnis steht also nichts mehr im Wege!

Das erste Becken, in das wir unsere Füße strecken, ist eiskalt! Schwimmbäder sind hier leider selten drinnen und noch seltener ist das Wasser temperiert – außer es kommt direkt aus dem Vulkan, und mit einem hauseigenen Vulkan kann Planet Azul leider nicht dienen. Doch wir bekommen gleich von einer mitbadenden Frau den Hinweis, dass weiter oben ein warmes Becken für die Kleinen ist. Also nichts wie rauf – und tatsächlich! In einem Land, in dem es keine Heizung gibt, wärmt irgendetwas das Kinderbecken auf eine erträgliche Temperatur auf! Wieder Hurra!

Einige Zeit genießen wir das warme Wasser, dann machen wir uns auf die Suche nach den Rutschen: Schon bald ist klar, dass die Vierer-Rutsche und die Rutsche mit den Tubes unsere Lieblinge werden. Bäuchlings auf einer blauen Matte liegend sausen wir nebeneinander in einem Affenzahn die Viererrutsche hinunter und wassern unten elegant im Auslaufbecken. Wer ist der Schnellste? Und wer rutscht am Weitesten?

In großen Reifen sitzend schlittert man hin und her und von einem Auffangbecken ins nächste in der Tube-Rutsche. Spannend ist immer das steile Ende: Komme ich gerade genug an? Habe ich zu viel Schwung? Schaffe ich es, den Reifen festzuhalten und sicher zu landen? Oder verliere ich durch die Wucht des Aufpralls den sicheren Untersatz und mache dadurch eine Notlandung, die immer mit viel Wasser in allen Körperöffnungen verbunden ist – und für die mein Bikini eigentlich nicht fest genug sitzt...

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