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Almut übernimmt die Transición

Endlich ist es soweit: für mich beginnt der Schulalltag! Ich habe Markus mit den Kindern am Meer gelassen, wo sie noch einige Urlaubstage genießen, und bin allein zurück nach Cuenca gefahren. Am 23. August habe ich mich mit einer Kollegin zum Arbeitstreffen verabredet – ich soll ihre Aufgabe übernehmen.

Meine Anstellung an der Schule umfasst verschiedene Bereiche: zum einen bin ich mit 26 Stunden Lehrerin im Grundschulbereich für Deutsch als Fremdsprache, einigen Stunden in Musik und Sachkunde auf Deutsch und die Betreuung von Freiarbeitsstunden im Tandem mit einer ecuadorianischen Kollegin. Außerdem habe ich einen Teil Schulentwicklung übernommen, und dazu gehören der Bereich Mitarbeit im Schulpsychologischen Dienst (darüber weiß ich noch nicht so viel) und die Aufgabe der Transición – das ist der Übergang vom Kindergarten in die Grundschule.

Der Kindergarten an der deutschen Schule Cuenca hat vor etwa 5 Jahren einen Qualitätsverbesserungskurs gemacht und daraufhin seine Struktur komplett umgekrempelt. Statt schon im Kindergarten lesen und schreiben zu lernen (in vielen ecuadorischen Kindergärten ist das üblich, denn viele Kinder besuchen die Schule nicht lange genug, um das dort zu lernen, weil sie dann arbeiten und die Familie unterstützen müssen) arbeitet der Kindergarten nun mit „Lerninseln“ und die Kinder können sich ganz nach dem Prinzip des selbstorganisierten Lernens aussuchen, womit sie sich beschäftigen. Das klingt toll in meinen Ohren – mal sehen, wie ich das dann bei Linda erlebe. Im Kindergarten konnten einige Erzieherinnen nicht mit dieser Veränderung leben und es kam zu großem Wechsel im Personal. Jetzt unterstützen alle im Kindergarten dieses Konzept.

In der Grundschule dagegen arbeiten viele ecuadorianische Kolleginnen noch sehr im „Plenums-Stil“ (früher nannte man das lehrerzentrierten Unterricht). Sie fühlen sich vom Lehrplan unter Druck gesetzt und arbeiten die Bücher von vorne bis hinten durch – dann lohnt sich wenigstens die Anschaffung! Die armen Erstklässler müssen von diesem extremen Methodenumschwung total deprimiert sein!!!

Meine Aufgabe mit der Transición ist es nun, Ideen weiterzuentwickeln, die diesen Übergang erleichtern. Im letzten Schuljahr wurde das so genannte „Casa de conocimiento“ (auf deutsch hochtrabend „Weltwissenhaus“ genannt) in Zusammenarbeit mit einer Professorin aus Ludwigsburg ins Leben gerufen. Mehrmals im Jahr treffen sich dort Schüler der ersten Klasse mit Kindern aus dem Kindergarten, die im nächsten Jahr in die Schule kommen, um dort gemeinsam an kleinen Projekten zu arbeiten. Die Kindergartenkinder lernen so schon mal die Atmosphäre der Schule kennen, die Kolleginnen aus der Grundschule sollen dabei mal ein bisschen über den Tellerrand hinausschauen und andere Möglichkeiten des Lernens kennenlernen und erproben.

Der Gedanke ist super und ich brenne darauf, ihn weiterzuentwickeln. Ich will die Sache ganz positiv sehen und nicht zu viel darauf geben, was mir meine Vorgängerin schon alles an Hindernissen geschildert hat, die sich mir auftun werden. (Angefangen von „sehr begeisterten“ ecuadorianischen Kolleginnen, die meinen, ihren Lehrauftrag nur auf oben geschilderte Weise im Klassenzimmer mit dem Buch erfüllen zu können...) Im September kommt die Professorin aus Ludwigsburg wieder nach Cuenca um für die Lehrer Fortbildungen zu diesem Thema zu halten und das Konzept weiterzudenken. Ich freue mich schon auf die Zusammenarbeit.
Weitere Infos zur Schule findest Du hier:
https://www.lehrer-weltweit.de/schule/deutsche-schule-stiehle-cuenca-ecuador/

und
http://www.casc.edu.ec/

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