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Puerto López: Fischmarkt und Wale

Strandwetter stellt man sich anders vor: strahlender Sonnenschein, wolkenloser Himmel, Lust auf Abkühlung im Wasser... All das hat Ayampe zu dieser Jahreszeit leider nicht zu bieten. Die Kinder sind zwar gnadenlos und spielen eben mit Klamotten im Sand und hüpfen ins Wasser, weil’s da fast wärmer ist als draußen. Immerhin: es ist am Meer auf jeden Fall viel wärmer als in Cuenca! Doch wir machen lieber auch noch Alternativpläne für die nächsten Tage...

Puerto Lòpez soll ein nettes Fischerdorf sein, nur etwa 20 Busminuten Richtung Norden, und so geht unser erster Ausflug dorthin. Kaum aus dem Bus ausgestiegen werden wir von kleinen motorisierten Rikscha-Taxis belagert und die Kinder überzeugen uns, dass es Spaß macht damit zu fahren. Wir bekommen die große Ehrenrunde durch die Stadt und dann die ganze Strandpromenade entlang bis zum Hafen. Dort lässt uns der Taxifahrer direkt vor einem Anbieter von Whale-Watching aussteigen. Es klappt, wir buchen nach einigem Zögern und noch einigeren Verhandlungen für den nächsten Tag eine Wal-Tour.

Danach schlendern wir auf den Landungssteg, schauen die Boote an und gucken ins Wasser, Fische suchen. Als der Erste mal muss, machen wir uns auf die Suche nach Toiletten: El baño, por favor? Dabei stoßen wir am Strand auf die Überbleibsel des Fisch-Marktes. Schließlich ist schon Mittag und es ist nicht mehr viel los. Doch es gibt trotzdem einiges zu sehen für die Kinder. Direkt daneben befinden sich mehrere überdachte Garküchen. Man kann sich also am Stand frischen Fisch aussuchen und den dann in der Garküche seiner Wahl zubereiten lassen. Da wir alle schon wieder Hunger und Appetit haben, probieren wir das gleich aus. Ein schöner, großer Thunfisch lacht uns an und wir lassen ihn von einer netten Köchin zubereiten. Wir sorgen für Verwirrung, weil wir in einer anderen Garküche als Vorspeise gegrillte Calamari bestellen. Doch die Chefköchin gewinnt, wir müssen uns an ihren Tisch setzen und der Kollege darf seine Calamari trotzdem servieren. Für 2,50$ pro Portion bekommen wir den Fisch frittiert und mit Reis, Salat und gebratenen Kochbananen serviert. Lecker!

Am nächsten Tag sind wir schon früher in Puerto Lòpez, weil ja das Boot für die Wal-Beobachtung fahren soll. Es ist nach ecuadorianischer Zeitrechnung noch ein bisschen Zeit, bis es losgeht und so besuchen wir noch einmal den Fischmarkt. Jetzt ist schon mehr los: Die Fischerboote legen zum Teil jetzt erst an, eilige Fischer versuchen schnell die Kisten mit dem Fisch zu den Ständen zu tragen, bevor die riesigen Möwen zu viele klauen. Direkt am Strand werden kleinen Hammerhaien die Köpfe ab- und die Bäuche aufgeschnitten. Pelikane umlagern die Boote in der Hoffnung, dass für sie auch etwas abfällt. Und als ein Fischer anfängt, kleine Fische für die Möwen in die Luft zu schmeißen, ist die Hölle los! Die Möwen balgen sich in der Luft darum, wer den Fisch als erster bekommt. Die Verlierer haben eine verlassene Kiste entdeckt, die gerade von keinem Fischer bewacht wird und machen sich im Sturzflug darüber her. Neben der Garküche stehen etwas 12 Männer und Frauen an Holztischen und putzen in Fließband-Arbeit kleine lange Fische, die aussehen wie ein Stör. Ruckzuck werden sie gewaschen, filetiert, die Haut abgezogen und wieder gewaschen. Nur die ganzen Stücke kommen ins „Töpfchen“. Geht das Filet beim Hautabziehen kaputt, kommt es aber keinesfalls ins „Gröpfchen“, sondern wird einfach aussortiert. Leider fehlen mir noch die Sprachfähigkeiten um herauszufinden, was denn mit diesen Filets passiert.

Derweil werden an den Ständen seelenruhig die unterschiedlichsten Fische, Garnelen, Tintenfische, Krebse, Haie und ich weiß nicht was sonst noch alles verkauft. Wir erstehen schnell noch ein paar supergünstige Thunfisch-Steaks zum Grillen am Abend und gehen dann erst mal Wale gucken.

Man kann tatsächlich zufällig gerade jetzt hier an der Küste perfekt Wale beobachten! Wie cool – im wahrsten Sinne des Wortes. Denn die Wale kommen jetzt im „Frühjahr“ aus den wärmeren Gewässern im Süden extra in die kälteren Gewässer hierher geschwommen um sich entweder zu paaren oder ihre Jungen auf die Welt zu bringen. So ein Glück, dass wir gerade jetzt hierher gefahren sind!

Auf einem kleinen Boot sitzen 22 bunt zusammengewürfelte Menschen und der Skipper fährt uns die Küste entlang, als erstes die blaufüßigen Tölpel anschauen, die hier in einer kleinen Kolonie leben und auf einer nahen Insel brüten. Dann geht es hinaus aufs Meer. Alle schauen gespannt aufs Wasser und plötzlich heißt es „Wal in Sicht“ – oder „Ballena aqui“. Wir sehen immer wieder mal große Walrücken aus dem Wasser auftauchen und wieder verschwinden. Der Skipper ist hartnäckig und fährt immer wieder neue Gebiete an und schließlich ist auch mal eine Rückenflosse zu sehen. Linda ist vor lauter Langeweile inzwischen in meinen Armen eingeschlafen, die anderen Kinder genießen das obere Deck und lassen sich dort den Wind um die Ohren blasen. Eigentlich wenig beeindruckend, die ganze Sache. Als wir schon denken, naja das hat sich nicht gelohnt, gibt der Skipper noch mal Vollgas und fährt um die Insel herum ziemlich weit aufs Meer hinaus. Und letztendlich – Volltreffer! Nun geht es richtig los. Ein Wal nach dem anderen (oder immer wieder der gleich an unterschiedlichen Stellen?) springen hoch aus dem Wasser, so dass der ganze Wal praktisch fliegt, und lassen sich dann mit großen Vergnügen mit der Breitseite wieder aufs Wasser knallen. Das ist nun wirklich schön anzusehen. Zwar sind es angeblich nur ein paar „kleine“ Wale (unter 20 Meter und nur 3 Tonnen schwer), doch uns erscheinen sie schon ziemlich groß. Und sie bieten uns eine nette Show.

Warum machen Wale das eigentlich? Dazu gibt es natürlich die unterschiedlichsten Theorien:

  1. Wale „Wasser-klatschen“ miteinander um zu kommunizieren, wenn es Unterwasser sehr laut ist. Das laute Klatschen ihrer schweren Körper auf dem Wasser kann man dann besser hören als ihre Gesänge und Rufe Unterwasser.
  2. Andere Fachleute glauben, das Springen hätte etwas mit „Wal-Läusen“ zu tun. Die kleinen Tierchen leben auf der Haut vieler Wale. Sie ernähren sich von ihrem Blut. Das nervt und juckt! „Mit dem Sprung können sich die Wale von einigen der Wal-Läuse befreien“, sagt der Fachmann.
  3. Manche Experten haben aber noch eine ganz einfache Idee: „Vielleicht haben Wale auch einfach Spaß am Springen!“

Und, welche Theorie gefällt euch am besten?

Nach der Tour sind wir wieder hungrig und kaufen bei den Resten am Fischmarkt süße kleine Fische an der Schnur (drei für jeden), die wir uns wieder zubereiten lassen und genauso genießen wie am Vortag...

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