Ausflug nach Gualaceo

Unsere Nachbarn stammen aus einer kleinen Stadt, etwa 35 km von Cuenca entfernt. Dort haben Tanja und Fabian ein Wochenendhäuschen. Letzten Samstag wurden wir eingeladen mit nach Gualaceo zu kommen. Wir sollten uns das Städtchen ansehen und einen gemütlichen Tag mit der Familie verbringen.
Angekommen in Gualaceo stand zunächst ein kleiner Rundgang durch das Städtchen auf dem Programm. Gualaceo hat eine lange Geschichte: eine Siedlung bestand an dieser Stelle lange bevor die Inka von 1531 die Kontrolle über das Gebiet erlangten. 1534 gründeten die spanischen Conquistadores Bergbausiedlungen entlang des Flusses. Über 200 Jahre später wurde die Stadt als Pfarrei von Cuenca anerkannt und wurde 1824 ein eigenständiger Kanton.
Im Ferienhaus angekommen wurde zuerst der Pizzaofen mit Holz angeheizt. Fabians Bruder Paol übernahm das Pizzabacken und zauberte in kurzer Zeit leckere Pizzas. Am späteren Nachmittag ging es zunächst zum Fluss. Niklas ließ es sich nicht nehmen sogar ein kühles Bad zu nehmen. Dann fuhren wir zum Haus des Vaters. Gualaceo liegt mitten in einer atemberaubende Landschaft. Da das Haus des Vaters auf einem Hügel oberhalb der Stadt liegt hatten wir von dort einen zauberhaften Blick über die bewaldeten Hügel rings um Gualaceo. Die Kinder spielten auf der Wiese vor dem Haus während wir uns zum ersten Mal der vielgerühmten Spezialität Ecuadors annahmen: unsere Gastgeber wollten uns unbedingt mit Cuy verwöhnen. So wurden die Tiere, die Fabians Vater bereits geschlachtet hatte mit viel Sorgfalt über dem Grill fast eine Stunde lang auf Spießen gedreht.

Cuys sind Meerschweine, die in Südamerika traditionell als Masttiere gehalten werden. Fabians Vater züchtet die Tiere selbst. Im Gegensatz zu einem normalen Hausmeerschweinchen, das mit einem Jahr ausgewachsen ist, erreicht ein Cuy dieses Gewicht bereits im Alter von vier Monaten. Ein ausgewachsenes Cuy wiegt etwa 2–3 kg bei einer Körperlänge von etwa 27–35 cm.

Cuys werden in der gesamten Andenregion - Peru, Bolivien, Ecuador und Kolumbien - gegessen. Waren Cuys ursprünglich für die ärmere Landbevölkerung preiswerte Fleischlieferanten, werden die Tiere inzwischen in städtischen Restaurants als Spezialität angeboten.
Unsere Gastgeber waren mächtig stolz uns in diese traditionelle Speise einzuführen. Da das Fleisch sehr zart und fast fettlos ist, soll der Genuß sogar recht gesund sein. Wir waren uns einig, dass der Geschmack recht lecker ist und irgendwo zwischen Hähnchen und Kaninchen liegt.